Das Schutzgas-Schweißgerät verbindet metallische Bauteile mit einem elektrischen Lichtbogen. Es eignet sich für Industriebetriebe sowie Heimwerker und ist für verschiedenste Materialien einsetzbar. Ein Grund, aus dem Anwender die Schutzgasscheißgeräte oft als Alleskönner bezeichnen. Aber wie funktioniert ein Schutzgas-Schweißgerät, welche Arten gibt es, welche Gasflasche benötigt man und was ist bei Kauf und Bedienung zu beachten?
Gasflasche.de geht den Fragen auf den Grund und liefert Antworten, die dabei helfen, das richtige Schweißgerät zu finden.
✅ Aktualisiert am 24.08.2021
Die Themen im Überblick:
Aufbau und Funktion der Schutzgas-Schweißgeräte
Schutzgas-Schweißgeräte bestehen neben einer Schweißstromquelle (Inverter oder Trafo) aus einem Schlauchpaket, einer Drahtvorschubeinheit und einem Brenner. Dazu benötigt man eine mit dem Schutzgasschweißgerät kompatible Gasflasche. Das notwendige Zubehör für die Erstausstattung des Heimwerkers besteht aus:
- 2- 5 kg Schweißdraht
- Schweißhelm
- 1-3 mal Düsensatz
- Schweiß-Handschuhe
- Düsenspray
- Schutzgasflasche
- Schweißmagnet
Mit dem Brenner wird geschweißt
Der Schweißbrenner liegt in der Hand des Schweißers und wird über die zu erstellende Schweißnaht gehalten. Das Schlauchpaket versorgt den Brenner dabei mit Strom, Schutzgas und dem Schweißdraht. Grundsätzlich arbeiten die Anlagen mit einem hohen Strom, der einen Lichtbogen zwischen Elektrode und Schweißgut entstehen lässt.
Dieser Lichtbogen ist so heiß, dass die Elektrode abschmilzt. Die Schmelze fließt zwischen die zu schweißenden Bauteile und verbindet diese nach dem Abkühlen und Erstarren besonders fest. Für eine hohe Qualität der Schweißnaht ist das flüssige Metall unter dem Lichtbogen vor der Oxidation zu schützen.
Schutzgas schützt vor Oxidation der Schweißnaht
Diese Aufgabe übernimmt ein Schutzgas zum Schweißen. Es lässt sich in Gasflaschen lagern, die Schweißer direkt mit dem Schweißgerät für Schutzgas verbinden. Über eine Düse am Handgerät strömt das Gas in entsprechender Menge zur Schweißnaht.
Schutzgasschweißgeräte mit Inverter oder Trafo
Konventionelle Schweißgeräte für Schutzgas arbeiten mit einem Trafo, der eine Eingangswechselspannung in eine höhere Ausgangswechselspannung umwandelt. Die Geräte sind bauartbedingt groß und schwer, dafür aber auch robust und besonders lange haltbar.
Inverter als Alternative
Alternativ können Heimwerker heute auch auf Schutzgasschweißgeräte mit Inverter zurückgreifen. Diese nutzen Halbleitertechnik, um den Strom aus dem Netz in Gleich- oder Wechselstrom zum Schweißen umzuwandeln. Die Geräte arbeiten effizient und sicher. Sie sind außerdem leicht, wodurch Schutzgasschweißgeräte tragbar und mobil einsetzbar sind. Nachteilig ist hingegen der höhere Preis. Außerdem sind Schweißgeräte mit Inverter sensibler und wartungsaufwendiger als konventionelle Trafogeräte.
Hohe Einschaltdauer ermöglicht lang andauernde Schweißarbeiten
Die Einschaltdauer gibt an, wie lange Schweißer die Geräte am Stück benutzen können, bevor diese überhitzen. Die Kennzahl ist in Prozent angegeben und bezieht sich auf ein Zeitfenster von zehn Minuten. Bei einer Einschaltdauer von 60 Prozent können Schweißer also sechs Minuten arbeiten, bevor sie vier Minuten pausieren müssen. Bei einer Einschaltdauer von 80 Prozent lässt sich das Gerät 8 Minuten nutzen, bevor eine zweiminütige Pause erfolgen muss. Wie hoch die Arbeitszeit ist, hängt unter anderem von der Kühlung ab.
Wasser- oder Gaskühlung der Schweißgeräte im Vergleich
Neben der konventionellen Luftkühlung gibt es auch Schutzgas-Schweißgeräte die wassergekühlt arbeiten. Die teurere Technik ist besonders wirkungsvoll und vor allem bei größeren Schweißarbeiten zu empfehlen. Wer die Schweißgeräte zum Beispiel als Heimwerker immer nur kurz einsetzt, kann auch auf eine leistungsstarke Luftkühlung setzen.
Verschiedene Verfahren der Schweißgeräte für Schutzgas
Schutzgas-Schweißgeräte sind für viele Anwendungsgebiete geeignet. So arbeiten sie mit dem MIG- oder dem MAG-Verfahren, bei denen der Schweißdraht automatisch von einer Spule im Gerät zur Schweißnaht geführt wird.
WIG Schweißverfahren
Eine Alternative ist das WIG-Schweißverfahren. Hier brennt der Lichtbogen zwischen einer nicht abschmelzenden Elektrode und den Werkstücken, weshalb Anwender den Schweißdraht in Stangenform manuell zuführen müssen. Die folgende Tabelle zeigt, was das MIG-, MAG- und WIG-Schweißen auszeichnet, wo bei den Schutzgas-Schweißgeräten der Unterschied liegt und welche Gase jeweils zum Einsatz kommen.
Metall-Inertgasschweißen (MIG) | Metall-Aktivgasschweißen (MAG) | Wolfram-Inertgasschweißen (WIG) | |
Beschreibung | Die Elektrode brennt durch den Lichtbogen ab. Das Gas reagiert nicht mit dem Schweißgut und schützt die Schweißnaht so vor der Oxidation. | Die Elektrode brennt durch den Lichtbogen ab. Das Gas reagiert mit dem Schweißgut, verhindert die Oxidation und stabilisiert den Lichtbogen. | Die Elektrode brennt nicht selbst ab. Schweißer müssen stangenförmige Schweißzusätze manuell zur Schweißnaht führen. Das Gas schützt vor Oxidation und verhindert das Abschmelzen der Wolframelektrode am Brenner. |
Einsatzbereiche | Schutzgas-Schweißgerät für NE-Metalle wie Aluminium oder Kupfer | Schutzgasschweißgerät für Edelstahl und andere Stähle | Schutzgas-Schweißgerät für Industrie und Schweißnähte mit sehr hohen Anforderungen |
Anwender | Schutzgas-Schweißgerät für Anfänger, Heimwerker und Industrie
| Schutzgas-Schweißgerät für die Industrie (hohe Anforderungen an den Schweißer) | |
Schutzgas-Schweißgerät: Welches Gas? | Argon, Helium oder Mischgase (inerte Gase) | CO2 oder Mischgase aus CO2 und Argon (aktive, reaktionsfreudige Gas) | Argon, Helium oder Mischgase (inerte Gase) |
Wichtig zu wissen ist, dass Hersteller MIG und MAG Schweißgeräte für Schutzgas oft in kombinierter Form anbieten.
Alternative: Autogenschweißgerät zum Gasschmelzschweißen
Neben dem Schutzgasschweißen als Art des Lichtbogenschweißens gibt es heute zahlreiche andere Schweißverfahren. Ein Beispiel dafür ist das autogene Schweißen (auch Gasschmelzschweißen). Zum Einsatz kommen hier Schweißgeräte mit einem Brenner, wie das Autogenschweißgerät für Propan. Die Anlagen erzeugen thermische Energie mit einer Flamme und schmelzen dabei einen manuell zugeführten Schweißdraht. Die Flamme hält andere Gase von der Schweißnaht fern und schützt diese wirksam vor der Oxidation.
Mobile Einsetzbarkeit
Vorteile der Autogenschweißgeräte sind neben den geringen Anschaffungskosten auch die mobile Einsetzbarkeit und die Möglichkeit, Bauteile an schwer zugänglichen Stellen zu schweißen. Nachteilig ist hingegen der hohe Wärmeeintrag, der zu einem starken Verzug der Werkstücke führen kann. Außerdem sind die Betriebskosten der Autogenschweißgeräte für Propan vergleichsweise hoch.
Schutzgas-Schweißgerät: Dieses Zubehör ist erforderlich
Um Schweißarbeiten mit dem Schutzgas-Schweißgerät erledigen zu können, ist entsprechendes Zubehör erforderlich. Im Lieferumfang enthalten sind dabei meist Dinge wie ein Massekabel, eine Schweißklemme oder ein Schlauchpaket, welches das Schweißgerät mit dem Brenner verbindet. Zusätzlich benötigen Schweißer aber auch:
die Schweißelektroden
eine Gasflasche mit dem entsprechenden Schutzgas
einen Schweißhelm
feuerfeste Handschuhe
einen Schlackehammer
eine Drahtbürste
Erst wenn das genannte Zubehör zum Schweißen vorhanden ist, kann die Arbeit beginnen.
Bedienung vom Schutzgas-Schweißgerät: Worauf ist zu achten?
Geht es um den Kauf und die Bedienung von Schweißgeräten, sind vor allem Heimwerker oftmals überfragt. Denn die Auswahl ist groß und nicht jedes Gerät ist auch für jede Aufgabe geeignet.
Stromstärke und Spannung müssen zur Anwendung passen
Der Leistungsbereich (die Stromstärke) von einem Schutzgasschweißgerät wird in Ampere angegeben. Während Heimwerker mit Geräten bis zu 200 Ampere viele Aufgaben erledigen können, haben Profigeräte oft eine höhere Stromstärke. Geht es um die Spannung, benötigen viele Anlagen einen 400 Volt-Anschluss. Ist dieser in der Hobby-Werkstatt nicht vorhanden, bleibt nur die Wahl von einem Schutzgasschweißgerät ohne Starkstrom. Dieses lässt sich an die konventionelle 230 Volt Steckdose anschließen und somit nahezu überall einsetzen.
Schutzgas-Schweißgerät für Heimwerker richtig einstellen
Bevor Profi- oder Heimwerker-Schweißer die Arbeit aufnehmen können, müssen sie das Schutzgas-Schweißgerät richtig einstellen. Wichtig ist dabei vor allem die Ampere-Zahl, die von der Art und der Stärke der Bauteile abhängt. Wählen lässt sie sich meist in mehreren Stufen, wobei geringe Stromstärken für dünne Bleche geeignet sind.
- Als Anhaltswert sind etwa 35 Ampere pro Millimeter Blechstärke erforderlich.
Darüber hinaus muss auch die Schutzgasmenge zum Einsatz passen. Denn das Gas hat die Aufgabe, die Schweißnaht vor der Atmosphäre zu schützen und eine hohe Qualität sicherzustellen.
- Pro Millimeter Drahtdurchmesser sollte die Durchflussmenge dabei rund zehn Liter pro Minute betragen.
Wichtig ist es außerdem, dass Schweißer den Drahtvorschub richtig einstellen. Dieser ist unter anderem vom Material, der Arbeitsweise und der Nahtform abhängig.
Ist der Vorschub zu hoch, schmilzt der Draht zu schnell ab und die Geschwindigkeit ist zu verringern. Sinnvoll ist es, die Einstellung an einem Probeblech zu testen und zu optimieren.
Hochwertige Schutzgas-Schweißgeräte können die Parameter übrigens selbst errechnen. Das sorgt für eine höhere Sicherheit und ist deutlich komfortabler.
Wichtig: Windschutz zum Schweißen
Alle Verfahren zum Schutzgasschweißen sind neben der richtigen Einstellung auch auf einen Windschutz angewiesen. Ohne diesen könnte das Schutzgas weggeblasen werden. Das hätte negative Folgen für die Qualität der Schweißnaht zur Folge. Ist ein Windschutz am geplanten Einsatzort nicht möglich, sollten Anwender auf Fülldraht- oder Elektrodenschweißgeräte zurückgreifen. Diese sind weniger windanfällig und ermöglichen auch bei ungünstigen Bedingungen gute Ergebnisse.
Vorteile und Nachteile der Schutzgas-Schweißgeräte
Ob ein Schutzgas-Schweißgerät für einen bestimmten Anwendungsfall infrage kommt, lässt sich anhand der typischen Vor- und Nachteile beurteilen.
Von Vorteil ist zum Beispiel die hohe Schweißgeschwindigkeit. Durch diese gehen Arbeiten schnell und vor allem schonend von der Hand. Denn der Wärmeeintrag ist dabei geringer und die Werkstücke verziehen sich weniger. Darüber hinaus ist das Verfahren sauberer und für viele verschiedenen Metalle und Blechstärken einsetzbar. So eignet sich ein Schutzgasschweißgerät zum Beispiel für KfZ-Arbeiten, Heimwerker oder Industriebetriebe. Ein weiterer Vorteil: Der automatische Vorschub der Schweißdrähte auf Rolle ermöglicht es, lange und gleichmäßige Schweißnähte herzustellen.
Nachteilig ist hingegen die Windanfälligkeit. Schweißer sollten bereits über etwas Übung verfügen und die Nähte müssen immer gut vorbereitet sein. Vor allem Trafogeräte sind schwer. Außerdem ist die Mobilität auch durch die benötigte Schweißgasflasche eingeschränkt. Hinzu kommen die höheren Anschaffungskosten für Technik, Zubehör und Gas.
Die folgende Tabelle zeigt Vor- und Nachteile der Schutzgas-Schweißgeräte im Überblick:
Vorteile
hohe Schweißgeschwindigkeit
sauberes und materialschonendes Schweißen
viele Einsatzbereiche möglich
lange Schweißnähte durch automatische Drahtzuführung
hohe Qualität der Schweißnähte (Erfahrung vorausgesetzt)
Nachteile
Schweißverfahren sind windanfällig
ausreichend Erfahrung wird vorausgesetzt
Anlagen sind durch Gasflaschen eingeschränkt mobil
höhere Anschaffungskosten für Schweißanlage, Zubehör und Gas
Schutzgasschweißgerät: Hersteller im Überblick
Wer ordentliche Ergebnisse erzielen möchte, sollte bei der Anschaffung einer Schweißanlage nicht nur auf den Preis schauen. Wichtig sind die beschriebenen Eigenschaften sowie positive Test- und Erfahrungsberichte. Auf der sicheren Seite sind Verbraucher dabei, wenn sie sich für Anlagen namhafter Schutzgasschweißgeräte-Hersteller entscheiden. Zu nennen sind dabei unter anderem Linde Gas, Stahlwerk, Weldinger, NTF, Güde, GYS, Stamos, Einhell, Iskra oder Berlan.
Übliche Kosten für Schutzgas-Schweißgeräte
Die Kosten der Schutzgas-Schweißgeräte hängen sehr stark von ihrer Leistung, den gebotenen Funktionen und letztlich auch von der Qualität ab. Geräte für Heimwerker gibt es dabei bereits für etwa 200 bis 500 Euro mit Zubehör. Geht es um Profigeräte für den gewerblichen Einsatz, sind Ausgaben von 1.500 Euro und mehr einzuplanen.